21.10.2016
Seit längerer Zeit bemüht sich der Arbeitskreis der Lokalen Agenda 21 um städtischen Gartenbau (urban gardening) auch in Marl
Die gärtnerische Bewirtschaftung von Brachflächen ist in vielen Ländern der Welt und seit längerer Zeit auch in Deutschland zu einer regelrechten Bewegung geworden. Dabei geht es darum, Brachflächen zur Verfügung zu stellen für interessierte BürgerInnen, um auf ihnen in erster Linie Nutzpflanzen anzubauen und zu ernten. Die CDU-Fraktion stellt zu dieser Thematik in der kommenden Ratssitzung einen Antrag, in dem sie die Stadt auffordert, Grünflächen zur Verfügung zu stellen, um vor allem Geld für deren Pflege einzusparen. Damit wird die Intention des Urban Gardening auf den Kopf gestellt. – Lesen Sie den Antrag und bilden Sie sich selbst ein Urteil!
Herrn Bürgermeister Werner Arndt
Rathaus
Sitzungsvorlage Nr. 2016/0348
14.10.2016
Antrag der CDU Fraktion betreff Förderung der Biodiversität im Stadtbild
Sehr geehrter Herr Arndt,
bitte setzen Sie folgenden Antrag auf die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung:
Der Rat der Stadt Marl beschließt:
Die Stadt Marl weist bisherige Brach- oder Rasenflächen aus und stellt diese ihren Bürgern als „Umsonst-Gärten“ zur Verfügung. Auf diesen Flächen werden Wildblumen oder auch alte Nutzpflanzensorten angepflanzt. Die erlaubten Wildblumensamen werden im I-Punkt zum Verkauf angeboten, damit interessierte Bürger am Projekt direkt beteiligt werden. Der Anbau der Nutzpflanzen erfolgt als bürgerschaftliches Engagement mit Unterstützung der Stadt Marl.
Die Stadt Marl tritt dazu dem Projekt „Essbare Stadt“ bei und bemüht sich zurDurchführung um Kooperationspartner wie Kleingartenvereine, Schulen, den NABU oder auch Gewerbetreibende.
Begründung:
Mit der Umwandlung der üblichen Rasenflächen haben Städte wie z.B. Andernach gute Erfahrungen gemacht. Seit dem Jahr 2010 sind den städtischen Grünflächen dort neue Funktionen zugekommen. So wurden im Jahr 2010 mehr als 300 Tomatensorten, 2011 101 Bohnensorten und im Jahr 2012 verschiedenste Zwiebelsorten im Stadtgebiet angepflanzt.
Statt „Betreten verboten“ heißt es auf den Flächen „Pflücken erlaubt“. Viele Städte, wie z.B. Minden oder Kassel haben sich dem Projekt „Essbare Stadt“ bereits angeschlossen. An insgesamt über 90 Orten in Deutschland ist die Idee der „Stadtgärten zum kostenlosen Selbstbedienen“ geplant oder vorgeschlagen worden. Wichtig ist festzustellen, dass das Projekt „Essbare Stadt“ nichts mit Grabeland zu tun hat, da das Gelände nicht verpachtet wird und nicht nur Einzelpersonen zur Verfügung gestellt wird.
Anstelle von Rasenflächen tragen Wildblumenwiesen zur Artenvielfalt bei und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz. Gleichzeitig steigert der Anblick der Blütenpracht die Aufenthaltsqualität und den Lebenswert in der Stadt. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die Verbesserung der Klimabilanz.
Wildblumensamen kosten pro Kilogramm nicht mehr als 100 Euro, für einen Quadratmeter werden nicht mehr als zwei bis fünf Gramm Samen benötigt. Durch die Umwandlung von Intensivpflegeflächen in Extensivflächen kann gleichzeitig eine Ersparnis erzielt werden. Der Kämmerer der Stadt Viersen (ca. 75.000 Einwohner/91 Quadratkilometer Fläche) bezifferte das Einsparpotential für seine Stadt im Jahr 2013 auf bis zu 600.000 Euro.
In anderen Städten wurden Schulen, Beschäftigungsinitiativen oder z.B. der NABU in das Projekt „Essbare Stadt“ mit eingebunden. Gerade Schüler lernen bei diesem Projekt wichtige Dinge über Nachhaltigkeit, Solidarität und Schenkwirtschaft.
Mögliche Flächen für beide Projekte sind zahlreich vorhanden. Sie können in Parks wie dem Volkspark oder Gänsebrink, an Schulen, Kindertagesstätten oder entlang der Straßen ausgewiesen werden.
Aber auch Gewerbetreibende können durch zur Verfügung stellen von Blumenkästen oder Flächen ihren Teil zum Gelingen des Projekts beitragen.
Mit freundlichen Grüßen
Karl-Heinz Dargel Oliver Müller
Fraktionsvorsitzender Ratsherr