Höchste Zeit für eine Verkehrswende
Im Betriebsausschuss und im Planungsausschuss werden für die Zukunft unserer Stadt wichtige, vielleicht sogar lebenswichtige Entscheidungen vorbereitet. Es geht um das Mobilitätskonzept, in dem festgeschrieben werden soll, wie wir uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten von einem Ort zum anderen bewegen werden. Angesichts der immer bedrohlicher werdenden Auswirkungen des Klimawandels wäre ein grundsätzliches Umdenken und Umsteuern erforderlich, dessen Ziel nicht nur die drastische Reduzierung von CO2 sein sollte, sondern auch nach jahrzehntelanger einseitiger Bevorzugung des motorisierten Verkehrs endlich ein energischer Schritt hin zur Anerkennung der Gleichrangigkeit aller Verkehrsteilnehmer. In dem Konzept selbst und in den vielen Änderungsanträger, die inzwischen von den Fraktionen vorgelegt worden sind, ist von einer ernsthaften und wirklichen Verkehrswende nur wenig zu spüren.
Lesen Sie, welche Maßnahmen in diesem Zusammenhang die grüne Wählergemeinschaft einbringt.
Antrag an den Stadtplanungsausschuss und nachfolgende Gremien
betr.: Mobilitätskonzept
Ziel des Mobilitätskonzeptes muss der Grundsatz der Gleichrangigkeit aller Verkehrsteilnehmer sein. Im Gegensatz zu diesem Grundsatz war die bisherige Verkehrsplanung in Marl bestimmt von der Vorrangigkeit des motorisierten Individualverkehrs. Dessen Aufkommen ist durch vielfache Maßnahmen neben der allgemein angestiegenen Motorisierung der Bevölkerung zusätzlich begünstigt worden; so etwa durch die kostenfreie Bereitstellung von Parkraum, die Ansiedlung von Einkaufsmöglichkeiten außerhalb der Siedlungsbereiche, Vernachlässigung der Pflege und Förderung des Fuß- und Radverkehrs). Hinzugekommen ist die Erhöhung des LKW-Aufkommens durch verstärkte Ansiedlung von Logistikunternehmen, eine Entwicklung die wohl noch weiter vorangetrieben wird (gate-ruhr).
Das vorgelegte Mobilitätskonzept muss zumindest den Versuch machen, Versäumnisse und Fehlentwicklungen der Vergangenheit nicht festzuschreiben, sondern sie zu verändern. Diesem Versuch entspricht das vorgelegte Konzept aber nur in unzureichender Weise. Statt einer zukunftsgerichteten Zielsetzung zu folgen, die auch der aktuellen Notwendigkeit einer nachhaltigen Reaktion auf die Bedrohungen eines fortschreitenden Klimawandels gerecht wird, schreckt das Konzept vor einschneidenden Maßnahmen zurück. Beschrieben werden etwa beim motorisierten Verkehr durchgehend nur Maßnahmen, die den status quo festschreiben, indem sie, ausgehend von einem generell wegen abnehmender Einwohnerzahl rückläufigem Aufkommen im Individualverkehr, den dann verbleibenden motorisierten Verkehr attraktivieren, statt ihn zu reduzieren (Umfahrungsmöglichkeiten, verbesserte Ampelschaltungen, Steigerung des Fahrkomforts durch verbesserte Fahrbahnen).
Die folgenden Zielsetzungen sollten als nachhaltige Maßnahmen festgeschrieben werden; wir beantragen deshalb:
– Für das gesamte Stadtgebiet wird ein umfassendes Konzept verkehrslenkender Maßnahmen erstellt, das ’sensible‘ Bereiche ganz oder zumindest reduziert vom Durchgangsverkehr befreit bzw. entlastet (z.B. Loemühle, Lipper Weg im Bereich Krankenhaus, Altenheim, Schule und Kindergarten, Pommernstraße und alle reinen Wohngebiete)
– Reduzierung und Bewirtschaftung öffentlicher StellplätzeTempo 30 im gesamten Stadtgebiet (nur Abweichungen davon werden noch angezeigt), was neben der Reduzierung der Unfallhäufigkeit auch zur Reduzierung des Schilderwaldes und zum Abbau von Ampelanlagen führt)
– Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet (nur Abweichungen davon werden noch angezeigt), was neben der Reduzierung der Unfallhäufigkeit auch zur Reduzierung des Schilderwaldes und zum Abbau von Ampelanlagen führt