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Marler Bürger Rolf Schumann lässt nicht locker

  • Lokales

20.02.2017

Offener Brief an den Landrat, Herrn Süberkrüb, und den Marler Bürgermeister, Herrn Arndt

Nachdem sich Stadt und Kreis die Zuständigkeit in Sache Reaktion auf einen möglichen Gau der grenznahen belgischen Atomkraftwerke Tihange und Doel gegenseitig zuschieben und die gewünschte Antworten auf konkrete Fragen nicht geben wollen oder können, macht der Marler Bürger Rolf Schumann einen erneuten Anlauf. In einem Offenen Brief konkretisiert er noch einmal seinen Fragenkatalog. – Wir drucken den Brief im Wortlaut ab. Lesen Sie weiter!

Offener Brief an den Landrat, Herrn Süberkrüp, und den Marler Bürgermeister, Herrn Arndt

(basierend auf den Artikel „Rat unterstützt Kampf gegen Tihange“, MZ vom 20.2.2017)

Abgesehen von der FDP/BUM-Fraktion, der anscheinend das potentielle Schicksal einer verstrahlten Aachener Region gleichgültig ist, haben sich in der Ratssitzung die übrigen Fraktionen dafür ausgesprochen, sich solidarisch zu erklären und sowohl die Stadtverwaltung als auch die Kreisbehörde aufgefordert, einen Katastrophenschutzplan für atomare Bedrohungen zu erstellen.

Statt den interessierten Bürger in eine neue Runde ins Hamsterrad zu schicken (d.h. die gegenseitige Zuweisung der Zuständigkeit, wer gegenüber dem Bürger auskunftspflichtig ist), hat man sich erfreulicherweise darauf verständigt, einen Vertreter des Kreises in eine der nächsten Ausschusssitzungen einzuladen, um gemeinsam ein Schutzkonzept vorzustellen. Das Ganze macht allerdings nur dann Sinn, wenn vorher der vorhandene Status im Internet auf einer städtischen oder Kreisseite veröffentlicht wird.

Auszugehen ist von den Richtwerten der deutschen Strahlenschutzkommission. Diese sieht vor, bei einer effektiven Dosis von 10 mSv (MilliSievert) geschlossene Räume aufzusuchen, ab 100 mSv die gesamte Bevölkerung zu evakuieren. Die Grenzwerte für die Verteilung von Jodtabletten an die Bevölkerung (bis 45 Jahre) liegt bei einer Schilddrüsendosis von 250 mSv.

Da der Kreis Jodtabletten eingelagert hat, wird offensichtlich davon ausgegangen, dass mit einer Schilddrüsendosis von 50 mSv (Verteilung an Kinder und Schwangere) zu rechnen ist.

Das vorliegende wissenschaftliche Gutachten (zu finden unter: http://tihange-abschalten.eu/wp-content/uploads/2016/12/ISR_Report_Tihange_de_v2.2.1.pdf ) sagt bei einem Reaktorunfall in Tihange aus, dass im Aachener Raum mit einem 20-fachen der Belastung für eine sofortige Evakuierung zu rechnen ist. Der Katastrophenschutzplan für den Kreis Recklinghausen muss also zumindest Aufschluss zu folgenden Fragen liefern:

 

Kann die Kreisverwaltung definitiv ausschließen, dass mit einer effektiven Dosis jenseits von 100mSv zu rechnen ist?

Mit welchen maximalen Strahlenbelastungen ist zu rechnen?

Welche Maßnahmen werden seitens der Verwaltung für den „worst case“ und ggf. abgestuft für geringere Belastungen getroffen?

Für wieviele Tage muss ein Bürger rechtzeitig Vorräte einlagern, sollte er aufgefordert sein, geschlossene Räume aufzusuchen?

Mit welcher belastbaren Vorwarnzeit zwischen der offiziellen Bekanntgabe eines Reaktorunfalls durch NRW-Behörden, der Information der Marler Bevölkerung (Meldekette) und dem Eintreffen der radioaktiven Wolke im Kreisgebiet wird gerechnet?

Wie wird eine funktionierende Infrastruktur sichergestellt, ohne dass die Mitarbeiter von Polizei, Feuerwehr, Krankenhäuser und öffentlicher Verwaltung einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt werden?

 

Wer kommt für die Kosten einer Dekontaminierung (Straßen, Hausdächer, Entsorgung verstrahlten Gemüses aus den Privatgärten) und Schutzkleidung für die Bevölkerung auf? Wie wird sichergestellt, dass anschließend wieder einwandfreies Trinkwasser zur Verfügung steht?

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