Zum Inhalt springen
Startseite » News » Kommentar zum Wochenende: Kontraproduktiver Einstieg

Kommentar zum Wochenende: Kontraproduktiver Einstieg

13.03.2016

Das „Städtebauliche Entwicklungskonzept“ (ISEK) soll Marl ein neues Gesicht geben, kommt aber nur fratzenhaft rüber – Foto: Neues Marl-Profil? Statt Phönix aus der Asche nur eine publizistische Bauchlandung

Nach Jahrzehnten einer blind vor sich hin taumelnden Stadtentwicklungspolitik hat Marl mit dem ISEK nach den Planungen der 60er Jahre zum ersten Mal wieder die Chance, sich auf ein Ziel hin zu entwickeln. Das neu erstellte Konzept lässt eine klare Entwicklungslinie erkennen, auch wenn an der einen oder anderen Stelle sicherlich noch Ergänzungen und Veränderungen vorgenommen werden müssen. So wird das von dem Dortmunder Planungsbüro gesehen und so sehen es auch die Stadtverwaltung und die Mehrzahl der im Rat vertretenen Fraktionen.

Bedauerlicherweise konnten oder wollten einige Mitglieder des Stadtplanungsausschusses nicht darauf verzichten, das Haar in der Suppe zu suchen, obwohl die meisten von ihnen vorher betont hatten, auf jede Rosinenpickerei zu verzichten. Abgesehen von einer Fraktion, die seit ihrem Bestehen nichts anderes zu tun zu haben scheint, als immer wieder neue Abwertungen zu suchen, lobten alle das neue Konzept als positiven Neuansatz. Warum dann aber sofort wieder abwertende Kritiken?

Was mag Herrn Kolk (CDU) bewegt haben, die fehlende Berücksichtigung der Konsequenzen aus Seveso III in die Runde zu werfen? Gerade Herr Kolk, Mitglied der Fraktionsspitze der Marler CDU, sollte doch wissen, dass Seveso-Richtlinien bislang von der Stadt Marl – und damit auch von den Politikern – bewusst oder in Unkenntnis unter der Decke gehalten worden sind. Wer jetzt Seveso III reklamiert, schießt ein Eigentor, und das in vielerlei Hinsicht.

Die Berücksichtigung der negativen Aspekte der in Marl ansässigen Chemie sind lange genug herunter gespielt worden; dass sie jetzt unabweislich berücksichtigt werden müssen, ist längst überfällig und notwendig. Wer jetzt (in schwarzen CDU-Farben) eine Riesengefahr an die Wand malt, schadet der Chemie genauso wie der Stadt Marl. Ein Blick auf den Stadtplan hätte Herrn Kolk sehr schnell dazu bringen können, auch aus seiner möglicherweise – bedingt durch die Grenzen seines Wahlbezirks am entgegengesetzten Ende von Marl – beschränkten Sicht zu erkennen, dass allenfalls ein Randgebiet der Stadt von den zu erwartenden Abstandsregelungen zur Chemie betroffen sein wird. Auch Herrn Kolk ist bekannt, dass eine Einschätzung der Konsequenzen der Richtlinie frühestens auf der Basis des noch gar nicht existierenden Gutachtens zu dieser Thematik vorgenommen werden kann.

Noch bedauerlicher als die überflüssigen Einlassungen des Herrn Kolk, ist das, was der Redakteur der lokalen Presse als Quintessenz zu Papier bringt: die Inkompetenz des Planungsbüros wegen des fehlenden Seveso-Aspekts zum Zentrum seines Berichts und zum Thema seiner kommentierenden Gesamteinschätzung des vorgelegten Planungsentwurfs zu machen, zeugt schlicht von Blindheit – oder von der verzweifelten Suche nach einer reißerischen Schlagzeile. Was auf der Strecke bleibt, ist die tatsächliche Bedeutung des ganzen Vorgangs: das für Marler Verhältnisse entstandene völlig neue Einverständnis von Verwaltung, Politikern und Bürgern wird platt gewalzt.

Was jetzt angesagt ist, ist Werbung für das neue Planungskonzept, Werbung bei den Bürgern der Stadt, denn das neue Profil wird nur dann Wirkung zeigen können, wenn es von vielen – von allen wäre zu viel erwartet – getragen wird. Diese Werbung in der Bürgerschaft auch durchzuführen, scheint nach der ersten öffentlichen Vorstellung des Konzeptes längst nicht sicher zu sein und wenn sie dann stattfinden sollte, nach dem bedauerlichen Zeitungsbericht ist sie noch schwerer geworden.

Schlagwörter:

Schreibe einen Kommentar