Vergleichbare Situation in Marl?
Die RVA in Leverkusen hat eine Kapazität von 185.000 t/a, ist also etwas kleiner als die in Marl geplante Anlage. Der Unfall hat sich im Bereich des Tanklagers ereignet. Ein solches Tanklager hat SARPI für Evonik kürzlich am Standort Marl gebaut und wird es in die hiesige RVA eingliedern. Die nächstgelegenen Wohnbebauung ist in Leverkusen 760 m östlich, in Marl (Lessingstraße) 850 m östlich. Also beides in Windrichtung.
In Leverkusen kann (oder will) man auch 24 Stunden nach dem Unfall noch nicht sagen, welche Stoffe freigesetzt worden sind und ob davon potenziell eine Gefährdung der Bevölkerung ausgehen könnte. Eigentlich müsste die (Werks-)Feuerwehr binnen Stunden Ergebnisse von Luftmessungen veröffentlichen und das offensichtliche Informationsvakuum beseitigen. So kann man nur hoffen, dass ein pfiffiger Anwohner eine Probe gezogen und Rußpartikel vom nächsten Spielplatz eingesammelt hat.
Bezogen auf Marl ist so ein grundsätzlich unwahrscheinlicher Unfall natürlich auch jederzeit möglich. Weil es keine Technik ohne Risiko geben kann ist bei der Risikoabwägung das Produkt aus Schadenswahrscheinlichkeit x Schadensumfang Grundlage der Gefahrenbeurteilung. In Leverkusen ist der Schadensumfang scheinbar ‚etwas‘ größer als man sich das landläufig so vorgestellt hat.
Wir erwarten, dass sich die Bezirksregierung Münster in Anbetracht des Unfalls in Leverkusen die RVA in Marl noch mal genauer anschaut.