Endlich wieder, nach Corona, eine würdige Verleihung. Und ein mehr als würdiger Preisträger: die erfolgreiche Initiative zum Erhalt des Jahnwaldes und des Jahnstadions. Seit 2017 kämpfte die Initiative für dieses wichtige Ziel, 2022 endlich der Durchbruch. Die Marler Politik verabschiedete sich mit Mehrheit von der Bebauung des Waldes und des Stadions. Peter Schmidt nahm zusammen mit zahlreichen MitstreiterInnen die Auszeichnung entgegen. Warum diese Initiative etwas ganz Besonderes ist, lesen Sie in unserer Laudatio.
Seit 1996 verleiht die Wählergemeinschaft Die Grünen die „Sonnenblume“. Ein ganz besonderer, einzigartiger Preis, den die Grünen an Einzelpersonen, Vereine oder Institutionen verleihen, die sich herausragend und besonders um Umweltschutz in Marl bemühen. Ein lokaler Preis, um den man sich nicht bewerben kann, denn jedes Jahr bestimmen die Mitglieder der Wählergemeinschaft den oder die PreisträgerInnen.
Selten war es in den vergangenen 25 Jahren so einfach und so eindeutig, den Preisträger zu bestimmen. Die Jahnwald-Initiative kämpfte seit Jahren einen fast ausweglosen Kampf gegen Investoren, Stadtplaner und Politiker mit dem Ziel, den Jahnwald und das Jahnstadion zu erhalten und nicht den Investoren zu opfern, die weder ökologische noch historische Gründe betrachteten, sondern deren einziges Ziel war, möglichst hohe Gewinne zu machen. Ein auswegloser Kampf – der ein wenig an Asterix und Obelix erinnert, die mit Hilfe des Zaubertranks den übermächtigen Römern trotzten.
Doch was ist, was war der Zaubertrank der Jahnwaldinitiative? Eine Mischung aus vielen verschiedenen Zutaten, die wir hier ohne Rangfolge und ohne Anspruch auf Vollständigkeit einmal aufzählen wollen:
Am Anfang war eine Idee, die konkreten Bebauungsabsichten aus ökologischen Gründen zu stoppen. Einen großen, jahrzehntealten Baumbestand für ein Bebauungsgebiet zu opfern, das ist absolut nicht mehr zeitgemäß und verantwortbar. Diese Idee beflügelte eine große Zahl von Aktiven, dieses Thema anzugehen und zu verfolgen.
Zu dieser Idee und zu diesem Engagement kam ein großes Maß an Fachkenntnis. Fachkundige Baumschützer trafen auf architekturbegeisterte Menschen, engagierte Hülser trafen auf Menschen aus aller Welt (!), die sich für den Erhalt des Waldes und des Stadions stark machten. Fußballer aus Marl und Umgebung setzten sich für das erhaltenswerte Stadion ein und der mittlerweile im Jahnstadion ansässige Baseballverein engagierte sich für diese geschichtsträchtige Sportstätte. Hundebesitzer und Spaziergänger, ProfessorInnen und Doktoren – alle zogen nach ihren Möglichkeiten an einem Strang. Grün orientierte PolitikerInnen engagierten sich, junge Leute zeigten sich
besorgt über ihre Zukunft – die Unterstützung wuchs stetig. Ein besonderer Dank gilt hier der Initiative, die immer wieder neue fach- und sachkundige UnterstützerInnen aus dem Hut zauberte, die ihre wichtigen Beiträge auch schriftlich und ausführlich zur Verfügung stellten, um sie an die Befürworter der Bebauung weiterzugeben.
Veranstaltungen fanden im Jahnwald statt, musikalische und literarische Beiträge wurden präsentiert und nicht zuletzt Zukunftsperspektiven für das gesamte Areal präsentiert.
Die Waldschule als Ort der Begegnung im Stadtteil, als Kindertagesstätte, Waldkindergarten oder zur Deckung des Raumbedarfs der Realschule.
Das Stadion als Spielort für die „Sly Dogs“, als stadtteilorientierte Veranstaltungsfläche für z.B. den traditionellen Weinmarkt oder Weihnachtsmärkte und als Sportfläche für die benachbarten Schulen.
Der Jahnwald wird durch eine Aufwertung im Zusammenhang mit dem gegenüberliegenden Gänsebrink zu einem Naherholungsort für den Stadtteil Hüls und ganz Marl.
Aber all das machte den Zaubertrank nicht komplett wirksam. Die große Anzahl aktiver BürgerInnen in der Initiative und als Begleitung bei Aktionen und Diskussionen waren maßgeblich für den Erfolg verantwortlich. Sie, die teilweise zum ersten Mal die Auseinandersetzung mit Behörden und Politik probten, kämpften unermüdlich, mit Herz, Verstand und Sachkenntnis für ihre Überzeugung. Durch zahlreiche Rückschläge ließen sie sich weder entmutigen noch stoppen, sondern Rückschläge bewirkten neue Ideen und Argumente.
Und schließlich der große und nicht unbedingt zu erwartende Erfolg: Die Politik in Marl stoppte die Bebauung des Waldes und des Stadions. Eine Konsequenz aus der überzeugenden Arbeit, der Beharrlichkeit und der Glaubwürdigkeit der engagierten Initiativler! Dafür erhalten sie in diesem Jahr die „Sonnenblume“ der Wählergemeinschaft Die Grünen! Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank von unserer Seite, verbunden mit dem Wunsch:
„Macht weiter – der Jahnwald und das Stadion brauchen eure Ideen für eine zukunftsträchtige Nutzung!“