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Der Konsumwarenknast

Metro macht Negativschlagzeilen

In der Marler Zeitung vom 21. März 2023 erschien ein Artikel, der die Metro-Ansiedlung in Marl in einem sehr schlechten Licht erscheinen lässt. Unzumutbare Arbeitsverhältnisse, die erwartete Zahl von Arbeitsplätzen wurde nicht erreicht – Zustände, die in den vergangenen Jahren immer wieder von der Wählergemeinschaft Die Grünen benannt und angeprangert wurden. Dabei stießen wir immer wieder auf Widerstände in der Verwaltung, insbesondere der Wirtschaftsförderer, Herr Dr. Gehrke, vereidigte die Ansiedlung als großen Wurf der Verwaltung. Wir hoffen, dass der kritiklose Glaube durch die öffentliche Aufdeckung der Metro-Methoden dazu führt, diese Ansiedlung in Zukunft kritischer zu betrachten. Hier noch einmal ein zwei Jahre alter Bericht unseres Fraktionsmitglieds Norbert Pfänder.

Als der AMOS vor drei Jahren unter dem Titel „ Das Monstrum“ über das neu eröffnete Großlogistik-Center im Norden von Marl berichtete, sind schwere Bedenken gegen dieses Vorhaben laut geworden. Bekanntlich sind vier Logistik-Center in NRW geschlossen worden, um dieses Monster zu schaffen, das dem angeschlagenen Konzern Metro-Real wieder auf die Beine helfen sollte, sprich noch mehr Waren zu verkaufen, bei gleichzeitigem Personalabbau durch Schließung der „kleinen“ Center. Auf der Homepage des Metro-Konzerns wird damit geworben, dass in Marl der größte Logistikpark Europas entstanden ist. 235 000 m² Fläche wurden hier versiegelt. Die Größe entspricht ca. 35 Fußballfeldern. Da zukünftig Starkregenfälle zunehmen werden, wie es Fachleute aufgrund der Erderwärmung voraussagen, eine ökologisch sehr bedenkliche Maßnahme, die wahrscheinlich durch den Bau von Regenrückhaltebecken durch die Stadt Marl kompensiert werden muss.
„Tausend Arbeitsplätze werden hier geschaffen“ verkündete der Bürgermeister der Stadt Marl Werner Arndt übertrieben. Eine genaue Auskunft wie viele es genau sind, ist bis heute nicht zu erhalten gewesen. Schätzungen von Arbeitsmarktexperten gehen von 300 – 400 aus. Bei der zunehmenden Automatisierung der Branche ist diese Zahl eher glaubwürdig. Bekanntlich werden in der Logistik-Branche keine hochwertigen Arbeitsplätze geschaffen und die meisten befinden sich im Niedriglohnsektor.
Der erhoffte Effekt durch neue Arbeitsplätze die Arbeitslosigkeit zu senken und das Durchschnittseinkommen der Bürger der Stadt zu erhöhen ist nicht eingetreten. Eher das Gegenteil. Das Durchschnittseinkommen der Menschen in Marl ist im NRW-Ranking um weitere 30 Plätze gesunken und Marl steht auf Platz 365 von 396 Kommunen. Wie ist das kontinuierliche Abrutschen des Durchschnittseinkommens zu erklären? Ein Hauptgrund ist sicherlich die verfehlte Wirtschaftsförderungspolitik mit der vermehrten Ansiedlung von Logistik-Centern ( insgesamt 4 )und den damit verbundenen Arbeitsplätzen im prekären Bereich. Für die Stadt Marl und ihre Bürger bedeutet es mehr Lärm und Feinstaubbelastung, wenn mehrere hundert 40 t – Diesel- LKWs durch das Stadtgebiet rollen. Erschreckend auch der optische Eindruck des Logistik-Centers, der eher einem Knast oder einer militärischen Anlage ähnelt als einem Warenlager. Sogenannter NATO-Stacheldraht umspannt das Gelände auf mehreren hundert Metern.
Logistik-Center fördern weder die Wirtschaftsleistung noch die Kaufkraft und die Gewerbesteuereinnahmen einer Stadt. Mit diesen Argumenten lehnen die meisten Kommunen in NRW den Bau von solchen Centern ab. Auch ist das Betriebsmodell in Zeiten des Klimawandels nicht zukunftsfähig. Schon vor vielen Jahren ist gefordert worden mehr Waren auf der Schiene zu transportieren.

Norbert Pfänder, lebt seit 50 Jahren in Marl und ist begeisterter Radfahrer