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Seveso III – Richtlinie

  • Lokales

13.01.2016

Welche Zukunft hat der Marler Norden? – War die Westerweiterung nur der Anfang? – (Foto: Rathausuhr – Wieviel Zeit bleibt noch oder ist es schon kurz nach zwölf?)

Am heutigen Mittwochmorgen werden sich viele Marler Zeitungsleser erschrocken den Schlaf aus den Augen gerieben haben. Die Marler Zeitung berichtete breit über eine EU-Richtlinie, die – falls sie 1:1 im deutschen Recht zur Anwendung kommt – für die Marler Stadtplanung von einschneidender Bedeutung sein wird: der gesamte Marler Norden in einem 1,5 kilometerbreiten Abstand zu den Chemischen Werken würde danach von einem generellen Baustopp betroffen sein.

Ans Tageslicht gekommen war der durch die Richtlinie hervorgerufene Effekt durch den ablehnenden Bescheid, auf dem Gelände des ehemaligen Jüttner-Stadions an der Kampstraße Wohnungen errichten zu wollen. Die Information wurde in der vorweihnachtlichen Sitzung des Aufsichtsrates der NeuMa gegeben; von dort wurde der Sachverhalt in die Dezembersitzung des Stadtrates weiter transportiert. Dort sagte im Vorfeld der öffentlichen Sitzung der Chef der Stadtverwaltung für den Beginn des Jahres 2016 eine Information des Rates zu. Dem ist jetzt die Marler Zeitung zuvor gekommen.

Bereits im Zusammenhang mit der Eliminierung der Schlenke-Siedlung hatte die grüne Wählergemeinschaft immer wieder behauptet, der eigentliche Grund für die sog. Westerweiterung sei gar nicht die Schaffung neuer Arbeitsplätze, sondern die Herstellung eines größeren Sicherheitsabstandes zu den Anlagen des Chemieparks. Die inzwischen entstandenen Brachflächen im ehemaligen Schlenke-Bereich lassen die Richtigkeit der damaligen Behauptungen erkennen. Wenn sich diese Tendenz weiter fortsetzt, steht mittel- und langfristig entweder die Existenz der Wohnbebauung des gesamten Marler Nordens oder aber die Existenz und der Ausbau der Chemie in Marl zur Disposition.

Niemand in Marl hat diese Möglichkeit bisher ernsthaft angesprochen oder gar diskutiert. Der Grund dafür liegt in der Kopf- und Planlosigkeit der Stadtentwicklung, die es trotz nachhaltiger Forderungen und Warnungen, die ausschließlich von der grünen Wählergemeinschaft seit langen Jahren immer wieder vorgebracht worden sind, nicht für notwendig gehalten hat, eine tragfähige und zukunftsweisende Konzeption zu entwickeln. Erst mit der endgültigen Entscheidung zum Ende des Bergbaus hat sich die politische Mehrheit bereit erklärt, sich grundsätzlich mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen.

Nach dem Wegbrechen des Standbeins Bergbau setzen die Verantwortlichen in Marl nun nur noch auf den Chemiebereich. Wie tragfähig diese monopolistische Politik ist, wird die Zukunft Marls bestimmen, wenn nicht endlich eine Richtungsänderung vollzogen wird, wie sie im Rahmen des neu zu erarbeitenden Stadtprofils möglich erscheint. Die Rede ist vom ISEK, dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept. Aktuell geht aus der bisher erkennbaren Tendenz dieses Konzeptes nur hervor, dass man gewillt zu sein scheint, sich von der bislang geltenden Planungsrichtlinie der Stadt im Grünen zu verabschieden; deutlich geworden ist das am vorgezogenen Stadtmittekonzept, bei dem neuerdings auf Verdichtung, statt auf Weiträumigkeit gesetzt wird, wie es die Überplanung der Frei- und Waldflächen im Bereich des alten städtischen Hallenbades dokumentiert.

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