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Heute um 19:00 Uhr aus dem Studio Dortmund des WDR: Chemiepark-Altlasten verseuchen Grundwasser

06.05.2016

Die alte Werksdeponie Hilgenberg im Chemiepark Marl, einer der größten Industrieparks in Deutschland, verseucht das Grundwasser. Von 1944 bis 1988 hatte sie die Produktionsabfälle aufgenommen, insgesamt 2,1 Millionen Tonnen.

Das Grundwasser ist mit hochgiftigen Kohlenwasserstoffen belastet. Eine großflächige Dichtwand soll den Ausfluss der giftigen Stoffe jetzt stoppen. Sie wird 1.200 Meter lang, erklärt die Bezirksregierung Münster auf WDR-Anfrage. Von oben nicht sichtbar wird sie in eine Tiefe bis zu 14 Metern reichen. Denn Gutachter haben im Grundwasser gefährlich hohe Konzentrationen von hochgiftigen und krebserregenden Stoffen gemessen, bei den PAK einen Maximalwert von drei Milligramm pro Liter. Zum Vergleich: Das ist das 10.000-fache, was im Trinkwasser erlaubt wäre. Das Grundwasser fließt Richtung Norden zur Lippe, sagt Jörg Decher vom Abfalldezernat der Bezirksregierung. Der Chemiepark Marl, früher Chemische Werke Hüls, gehört heute zum Konzern Evonik Industries. – Quelle und mehr: http://www.1.wdr.de

Trotz Oberflächenabdichtungen, bleibt das Grundwasser durch die Abfälle aus jahrzehntelanger Chemie-Produktion belastet

Die Lippe ist teils nur knapp hundert Meter vom Chemiepark entfernt. Sein Betreiber Evonik betont, dass der Fluss nicht gefährdet sei. Auch die Bezirksregierung erklärt, dass das Grundwasser ja unterhalb der Lippe ströme. Schon seit Jahren ist nördlich der Lippe die Grundwassernutzung in der Ortschaft Mersch verboten. Sanierungsbrunnen pumpen das Wasser zurück in den Chemiepark zur Aufbereitung. Was sein Betreiber Evonik bisher verschwieg: Außer der Sanierung unter der Ortschaft Mersch und der anstehenden Sanierung der Werksdeponie Hilgenberg gibt es noch eine dritte, noch weit umfangreichere Maßnahme.

Schon 2009 wurde eine Dichtwand gebaut, damals um das alte Klärschlammbecken West. Sie verläuft, anders als bei der für Hilgenberg geplanten, nicht nur an einer Seite, sondern komplett um die Altlast herum. Dieses Bauwerk ist 80 Zentimeter dick, mit 1.400 Metern noch etwas länger und mit 30 Metern doppelt so tief wie der jetzt anstehende Bau, erklärt die Bezirksregierung.

Evonik mauert – BUND fordert öffentliche Beteiligung

Evonik hat bisher alle Fragen nach der riesigen Betonmauer abgeblockt – als würde man sich ihrer schämen. Zur jetzt anstehenden zweiten Dichtwand erklärt das Unternehmen immerhin, was sie kosten wird: etwa neun Millionen Euro. Sie werde als sogenannte Schmalwand ausgeführt und nur etwa zehn Zentimeter dick sein. Laut Bezirksregierung sei das ausreichend dicht, um das verseuchte Grundwasser abzufangen, in Drainagen zu leiten und zu reinigen, wie auch beim Klärschlammbecken West.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz fordert jetzt endlich mehr Öffentlichkeit bei dem Thema. Claudia Baitinger, Sprecherin des BUND im Kreis Recklinghausen, vermutet, dass neben den sonstigen Chemie-Abfällen auch große Mengen an Quecksilber in der Werksdeponie lagern. Sie hat Akteneinsicht angefordert und verlangt für die Grundwassersanierung bei der Deponie Hilgenberg ein öffentliches Verfahren mit Beteiligung auch der Naturschutzverbände. Nach Ansicht der Bezirksregierung sei das aber weder nötig, noch bestehe darauf ein Anspruch.

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